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HERMES 2024: Ein Rückblick auf das erste Projektjahr

Der Jahreswechsel ist eine Zeit, in der viele Menschen das Jahr Revue passieren lassen und darüber sinnieren, wohin die zukünftige Reise gehen soll. So möchten auch wir, die Mitarbeiter*innen des Datenkompetenzzentrums HERMES, einen Rückblick vornehmen und ihn teilen:

Vor einem Jahr ging das Datenkompetenzzentrum HERMES an den Start. Im Januar 2024 fanden die ersten Mitarbeiter*innen-Treffen statt, man lernte sich kennen und begann, die im Antrag skizzierten Strukturen zu verstehen. Die HERMES-Website mit Informationen über die Aktivitäten des Datenkompetenzzentrums wurde im Frühjahr gelauncht, der HERMES-Blog „Humanities Data Literacy“ folgte und die Arbeitsgruppe „Social Media“ richtete Kanäle auf LinkedIn und Mastodon ein. Die Zusammenarbeit mit den NFDI-Konsortien, erleichtert durch personelle Schnittstellen, wurde aufgenommen: Ganz konkret etwa unterstützte die NFDI HERMES gleich zu Beginn mit Tools wie Rocket Chat und Open Project für die interne Kommunikation und für das Projektmanagement. 

Im Juni fand das Kick-Off-Treffen in Marburg statt, bei dem sich zum einen alle am Projekt Beteiligten das erste Mal in persona begegneten, wodurch das Teamgefühl enorm gestärkt wurde; zum anderen konnten vor Ort die Projektziele überprüft und durch eine gemeinsame Reflexion weiterentwickelt werden. Die nächsten Schritte wurden geplant und in den folgenden Monaten peu à peu umgesetzt. Ergänzend wurden Netzwerke und Kontakte durch zahlreiche Konferenzbesuche aufgebaut, etwa auf der DHd2024, dem NFDI4Objects Annual Meeting oder dem Text+ Plenary. Besonderer Erwähnung bedarf hier die Statusveranstaltung des BMBF in Berlin im September, bei der die Koordinator*innen verschiedener Datenkompetenzzentren in Kontakt treten konnten.

Innerhalb eines Jahres wurde so aus einer Idee ein lebendiges Datenkompetenzzentrum mit zahlreichen Angeboten und Veranstaltungen für die geistes- und kulturwissenschaftliche Community in den Bereichen Lernen, Forschen und Vernetzen.

Lernen

HERMES wurde 2024 zu einer Mitgliedsorganisation von The Carpentries. Nach einer Schulung wurden zwei HERMES-Mitarbeitende, Julia Tolksdorf und Robert Zwick,  zu offiziellen Carpentries Instructors zertifiziert. Es wurden zudem vier Einführungslektionen zu Datenmanagement, -bereinigung und -analyse entwickelt, die nach Abschluss des Review-Prozesses veröffentlicht werden und die Grundlage für ein geisteswissenschaftliches Curriculum von The Carpentries bilden. Basierend auf diesen Lektionen wurden drei Workshops (zu den Themen “OpenRefine for Humanities”, “Data Visualization for Storytelling and Statistical Inference” und “Relationale Datenbanken und NocoDB”) nach dem Carpentries-Konzept in Präsenz und online durchgeführt. Außerdem hat HERMES einen offiziellen Library-Carpentry-Workshop online gehostet, der von zahlreichen deutschen und internationalen Teilnehmenden besucht wurde.

Im Bereich Open Educational Resources (OER) konnte HERMES wichtige Fortschritte erzielen: Bei einem Vernetzungstreffen mit den beiden Konsortien NFDI4Memory, NFDI4Culture, dem Projekt DALIA sowie dem Schwester-Datenkompetenzzentrum QUADRIGA wurden zentrale Herausforderungen für die Arbeitsprozesse und das Erreichen der Projektziele identifiziert. Die Themen Metadaten und Interoperabilität, Nachhaltigkeit sowie Kooperationen wurden als relevante Handlungsfelder identifiziert. Die hieraus hervorgegangene Arbeitsgruppe OER.NET trifft sich seitdem regelmäßig. Weiter fand der Personaworkshop der NFDI4Memory Task Area Data Literacy statt, dessen Ziel es war, unsere Lern- und Lehrmaterialien präzise auf die Bedürfnisse und Interessen unserer Zielgruppe(n) anzupassen. Zudem wurde das HERMES-Metadatenschema erstmals zur Begutachtung in der Peergroup vorveröffentlicht – ein bedeutender Schritt auf dem Weg zur Weiterentwicklung unserer Materialien und Prozesse.

Ein weiterer Höhepunkt des Jahres 2024 war die Fertigstellung des Konzepts für das Kompetenztraining zur Wissenschaftskommunikation an der WissKomm Academy – HERMES Edition. Dieses Training zielt darauf ab, die notwendigen Fähigkeiten und Fertigkeiten für die erfolgreiche Erstellung des HERMES-Podcasts zu vermitteln. Die Bewerbungsphase für das Training lief vom 14. Oktober bis zum 6. Dezember 2024, und die Schulung selbst wird am 24. und 25. März 2025 in Mainz unter der Leitung des renommierten Wissenschaftsjournalisten Dennis Gastmann stattfinden. Ergänzend dazu wurde ein Wahlfach für das Sommersemester 2025 an der Hochschule Darmstadt konzipiert, das die technische und organisatorische Umsetzung des Podcasts finalisiert und so die Projektarbeit langfristig stärkt.

Forschen

In HERMES wird die mit Daten arbeitende geistes- und kulturwissenschaftliche Forschung auf drei verschiedene Weisen unterstützt: durch Data Challenges, durch Bring-Your-Own-Data-Labs sowie durch ein Forschungsstudienprogramm.

2024 wurde die erste Data Challenge mit dem Titel „Challenge the Newspaper Data!“ durchgeführt. Die multidisziplinären Teams, die an der Challenge teilnahmen, untersuchten digitalisierte Zeitungsdaten des Deutschen Zeitungsportals (1914–1945). Sie entwickelten innovative Analysen und Workflows, um datenwissenschaftliche Lücken in diesem Bestand zu schließen. Die Ergebnisse fördern die Forschung in den Digital Humanities, insbesondere zu historischen Diskursen und Medienentwicklungen, und stärken die Digitalisierung kultureller Bestände. 

Bring-Your-Own-Data-Labs als ein innovatives und praxisorientiertes Format für die Vermittlung von Datenkompetenzen wurden nach Durchführung einer Landschaftsanalyse (veröffentlicht auf Zenodo) zu folgenden zwei Themen durchgeführt: Das erste Lab „Exploring Connections“ in Mainz widmete sich der historischen Netzwerkanalyse, das zweite Lab in Trier „Semantic Keyness für literarische Texte – Vergleich von Textgruppen“ führte in die Arbeit mit dem CorpusExplorer ein.

Die DNB förderte über das Forschungsstudienprogramm zwei Studien, deren Grundlage die bibliographischen Daten der DNB waren: Marie-Christine Boucher befasste sich mit dem Thema „Literarische Übersetzungen in der DNB – Zielsprache Deutsch“ und Prof. Dr. Stephan Pabst arbeitete zum Thema „Unsichtbare Autor:innen: Eine statistische Untersuchung von Anonymität in Metadaten der Literatur des 20. Jahrhunderts. Das IEG förderte zudem folgende vier Studien: „Dokumentation einer digitalen Datenaufbereitung für die kritische Diskursanalyse einer Stadtlandschaft“ von Dr. Susan Reichelt, „Digitale Aktivierung der historischen Filmsammlung ‚Encyclopaedia Cinematographica‘“ von Dr. Sarine Waltenspül und Moritz Greiner-Petter, „MeAqua“ von Dr. Jana-Katharina Mende und „Moravians@Sea 2.0“ von Martin Prell.

Vernetzen

Für Promovierende aus den Geistes- und Kulturwissenschaften, die mit digitalen Daten arbeiten, wurde ein Promotionsnetzwerk eingerichtet. Das Netzwerk dient dem fachlichen Austausch und der Weiterbildung und unterstützt so die Promotion vom Beginn bis zur Disputation. In vier Netzwerktreffen, von denen drei online stattfanden und eines in Präsenz, wurden Themen wie Präsentationstechniken oder Verbesserungskultur behandelt. In einem gemeinsamen „PhD Lunch“ am Jahresende reflektierten die Organisator*innen der Kommunikationsformate zusammen mit den Mitgliedern des Netzwerks, was sie aus den Veranstaltungen mitnehmen, was beim Schreiben einer Dissertation hilft und planten, wie es im kommenden Jahr weitergehen wird. Für Promotionsinteressierte fand zudem ein virtuelles Meet & Greet statt, um sie mit potentiellen Betreuer*innen zusammenzubringen und so den Schritt in die Promotion und das Netzwerk zu erleichtern. Daneben wurde eine weitere neuartige Veranstaltungsreihe etabliert: Das „Open Colloquium“ zu Themen aus GLAM (Galleries, Libraries, Museums, Archives) und Forschung, wovon 2024 ebenfalls drei online und eines in Präsenz stattfanden. Zum Beispiel haben wir uns im Open Colloquium mit dem Sloane Lab beschäftigt und der vom Lab entwickelten Wissensdatenbank, die einen dekolonisierten und multivokalen Zugang zu den Sammlungen von Hans Sloane ermöglichen soll. Weiterhin beschäftigten wir uns mit Tools, die sowohl GLAM als auch Forschung nützen: Die Bildannotationstools von arthistoricum.net, bestehend aus dem Bildviewer Mirador und dem Werkzeugkasten SMArT.Pictures, sowie das kollaborative Textannotationstool CATMA des fortext lab.

Den jeweils spezifischen Blick von Forschung und GLAM-Sektor auf Kulturdaten und den Umgang mit ihnen in einen verstärkten Dialog miteinander zu bringen, ist Ziel der Transferwerkstatt, die dies in den Herbstmonaten 2024 in insgesamt drei Workshops verfolgte: Im Workshop „Future Data Skills: Workshop für Datenkompetenz in der Ausbildung für Bibliotheken, Archive und Museen mit Ausbildungseinrichtungen“ wurden verschiedene Expertisen zusammengebracht, um Bedarfe und Wege zur Verbesserung der Datenkompetenz im GLAM-Bereich zu identifizieren und zu entwickeln. In „Shaping the Future: Neue Berufsbilder und Personalentwicklung in den Digital Humanities“ wurde mit Einrichtungen aus dem GLAM-Bereich gemeinsam untersucht, wie zukünftige Fachkräfte ausgebildet sein müssen, um optimal auf die Anforderungen in einem sich dynamisch verändernden Umfeld vorbereitet zu sein, sprich: Was sind die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen bei der Entwicklung von Personalstrategien und mit welchen Ausbildungskonzepten kann man ihnen begegnen? In dem dritten Workshop „Datenkompetenz an der Schnittstelle von Forschung und Kulturerbeinstitution“ wurde gemeinsam mit dem SFB „Transformation des Populären“ der Universität Siegen erörtert, wie Forschende und Kulturerbeeinrichtungen zusammenarbeiten können. Es wurde danach gefragt, welche Datenkompetenzen in beiden Bereichen benötigt werden und wie eine gemeinsame Arbeit an der Grenze von analog und digital in der Zukunft gelingen kann.

HERMES kann damit auf ein aktives und erfolgreiches Jahr 2024 zurückblicken. Wir konnten viele Veranstaltungen durchführen, neue Erkenntnisse gewinnen und wertvolle Kooperationen stärken. Diese Erfolge motivieren uns, mit genauso viel Engagement und Optimismus in das Jahr 2025 zu starten, das sicher ebenfalls viele spannende Herausforderungen und Möglichkeiten bereithält. Wir bedanken uns bei allen Unterstützer*innen, Kolleg*innen und Partner*innen für ihr Vertrauen und ihre Zusammenarbeit. Auf ein großartiges neues Jahr – wir wünschen allen ein gesundes, glückliches und inspirierendes 2025!


Zitationsempfehlung der Redaktion

Ruth Reiche, Golnaz Sarkar Farshi, Anna Schlander, Judit Garzón Rodríguez, Johanna Konstanciak, Ksenia Stanicka-Brzezicka (16. Januar 2025). HERMES 2024: Ein Rückblick auf das erste Projektjahr. Humanities Data Literacy. https://hdl.hypotheses.org/1742


OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
HERMES-Team (16. Januar 2025). HERMES 2024: Ein Rückblick auf das erste Projektjahr. Humanities Data Literacy. Abgerufen am 17. Februar 2025 von https://hdl.hypotheses.org/1742


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